EUROPA VERSTEHEN UND LIEBEN LERNEN
Der Weg seiner Bürger zu aktiver Verantwortung für ihre größere Heimat
EUROPA VERSTEHEN UND LIEBEN LERNEN
Dieses Buch mit 89 Seiten und ISBN 978-3-200-9798-8 ist im April 2024 erschienen, vorerst in kleiner und privater Auflage. Es ist vergriffen, eine überarbeitete Neuauflage steht bevor.
Abstract
Das Krisen-geschüttelte Europa muss sich entscheiden, ob es politischer Akteur bleibt oder zum traurigen Wurmfortsatz anderer Erdteile wird. Vernünftige Chancen, diese Krisen zu meistern, gibt es nur, wenn mit starkem Gemeinsinn und Solidarität der Weg zur „Seele“ Europas gefunden wird. Diese ruht auf christlich-humanistischem Erbe. Verfasst von einem „Autorenkollektiv“ aus 5 Experten, analysiert das Buch:
I Woher kommt Europa? Seine Identität fußt auf 7 Faktoren (Islam Nr.8?), darunter in neuer Sicht auf das christliche Erbe die ab dem 13. Jahrhundert entwickelte pragmatische Verbindung von idealistischer „Sonntags-Welt“ und realistischer „Werktags-Welt“. Das führte freilich oft zu Doppelstandards, die die moralische Integrität des Christentums ernstlich geschwächt haben. Der rationale Humanismus war dazu das notwendiges Korrektiv der Aufklärung: Unter dem Eindruck einer korrumpierten christlichen „Werktags-Welt“, aber auch von tausend Jahren mit Sonntagspredigten, wurden viele Ideen der „Sonntags-Welt“ nun auf der Basis von Vernunft statt Transzendenz übernommen. Europas Wesen ist demnach„Sicherung der Menschenwürde durch Einheit aus Vielfalt in Augenhöhe“.
II Europa heute: die EU operiert durch Sachzwänge: Die ersten Schritte der Integration wurden unter Berufung auf Sachzwänge „von oben“ durchgesetzt, da die Wunden zweier Weltkriege ein demokratisches „Von unten“ noch nicht erlaubten. Auch in den folgenden Jahrzehnten blieb die Integration ein elitäres Ziel unter einem technokratischen und zunehmend bürokratischen Regime; demokratische Mitbestimmung und Identitäts-Pflege blieb daher unterentwickelt.
Ihre Religionsfeindlichkeit blockiert die Entwicklung eines kulturell überzeugenden Narrativs: Entgegen der Präambel des EU-Vertrages vermeiden führende EU-Politiker und der Europäische Gerichtshof bis heute Hinweise auf christlich-humanistische Erbe. Das verhindert die Entwicklung eines populären, weil geschichtsbewussten „Narrativs“ über Europa und seine Werte; zukünftige Generationen werden nur so stolz auf Europa sein, wie seine Werte überzeugend sind.
III Europa lieben lernen: Europäische Identitäts-Politik kann und muss sich vor allem auf die Menschenwürde stützen, daraus abgeleitet auch auf Individualität, Minderheitenrechte, Demokratie, Toleranz und soziale Verantwortung. Die Aufklärung führte zur Trennung von Kirche und Staat, ihre politische Umsetzung war dann eine Aufgabe von Christen, agnostischen oder deistischen Humanisten und später auch demokratischen Marxisten. Dies geschah in einem Prozess wechselnder Dominanz im jeweiligen „Zeitgeist“; und obwohl der Gottesglaube bis heute umstritten ist, sind im Rückblick diese Werte, wie sie heute in Art. 2 des EU-Vertrages verankert sind, das Ergebnis des stillschweigender Übereinstimmungzwischen christlichem und humanistischem Erbe.
Diesem Erbe entspricht Europas einzigartige Lust an Selbst-Relativierung, ein Kern der Europa-Idee, und darauf aufbauend das Streben nach Fortschritt, wie das Projekt der Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten zeigt (in den 1990er Jahren als Vollendung der 1948 von der UNO beschlossenen Allgemeinen Erklärung der Menschenrecht gedacht, aber als „zu Europa-zentriert“ schließlich abgelehnt). Durch Wiederbelebung dieses Projektes könnten die EU-Bürger die Übernahme aktiver Verantwortung für die „größere Heimat“ Europa erklären und damit europäische Solidarität auf eine neue Grundlage heben.
Unterstützung durch Jürgen Habermas: die Vernunft kann zwar erklären, warum „man“ Solidarität mit Mitmenschen üben soll; aber ob diesem Appell gefolgt wird, sei eine andere Frage; Religion hingegen könne von ihren Gläubigen direkt und individuell diese Soldarität einmahnen. Dazu reimte schon Erich Kästner:
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Doch Gott meint „besser noch, Du tust es!“
Denn dieses „man“ kommt nirgends an – wo jeder ruft „Jockele, geh Du voran!“
IV Maßnahmen-Katalog: einige strukturelle Maßnahmen (so die europäische Inkraftsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten; die rechtliche Absicherung von Kulturwerten gegen missbräuchliche Judikatur; Aufnahme des Dialogs der EU mit den Religionen) sowie zahlreiche, vorwiegend die Jugend über Wettbewerbe ansprechende Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit.
Anhang 1: Botschafter i. R. Dr. Walter Hagg, Essay 2023:
„Europäische Kunst als gemeinschaftsbildender Faktor“
Anhang 2: Prof. emer. Dr. Johannes W. Pichler, Vortrag 2008:
„Der Zug zum individuellen Recht“
Anhang 3: Botschafter i. R. Dr. Heinrich Birnleitner in Briefwechsel mit Bot. I.R. Dr. Michael Breisky: „Erste Antworten auf Letzte Fragen – Zum Übervernünftigen von Ethos und Gemeinsinn“
Anhang 4: Text der Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten