Europa und die Neubelebung der Zivilreligion
„Die Presse“ in Wien veröffentlichte am 11. August 2024 meinen Gastbeitrag unter dem Titel „Zur Neubelebung der Zivilreligion“. Da der Beitrag von der Redaktion gekürzt wurde, folgt er hier in seinem vollen Wortlaut: Zur Neubelebung der Zivilreligion Von Michael Breisky Was Christian Ortner in der “Presse” vom 2. August 2024 als atheistisches Kulturchristentum beschreibt, kann man in einem Diskurs nachlesen, der schon 2004 geführt wurde: nämlich zwischen Marcello Pera, dem zum liberalen Flügel der Berlusconi-Partei gehörenden italienischen Philosophen, bekennenden Atheisten und Präsidenten des italienischen Senats, und dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger, langjähriger Präfekt der römischen Glaubenskongregation – und ein Jahr später
Leitkultur: „Die Leit'“müssen mitmachen wollen
Leserbrief in „Die Presse“, Wien, 9.4.2024 Zum Thema Leitkultur vermisse ich gerade in Österreich ein wichtiges Argument: Österreich ist neben Belgien der einzige EU-Staat, dessen Nationalbewusstsein sich nicht auf Geographie oder Sprache gründen kann, sondern nur auf seine Geschichte. Das ist ein leicht manipulierbares Gut, Erinnerungskultur im Guten wie im Bösen muss daher ein Staatsziel sein. Mit den Rechts-Werten im Verfassungsrang allein kann man nur einen platonischen Philosophen-Staat führen – freilich nicht lange. Denn die individuelle Einhaltung der Rechts-Werte kann man nur fordern, wenn die Einhaltung kultureller Werte – wie der Erinnerungskultur – öffentlich gefördert wird – “ die Leit’ ” müssen mitmachen
Europas Demokratie und die Informations-Überflutung
Links und rechts im Verfolgungswahn Demokratie. Der demokratische Diskurs scheint kaputt. Zu viele fühlen sich moralisch überlegen und unverstanden. VON MICHAEL BREISKY Gastkommentar in „Die Presse“, Wien Samstag, April 29, 2023 Europa muss sich die Frage stellen, ob und wie Demokratie in Zeiten der Tatsachen- und Dialogverweigerung überleben kann. Das zeigt sich am Aufstieg der politischen Extreme: einerseits rechtspopulistische, also rückwärtsgewandte Wutbürger und andererseits vorwiegend links-elitäre Fundamentalisten mit frei gewählten Identitäten. Die alte Studenten-Weisheit „Links liest wirre Bücher, rechts trinkt Bier“ bestimmt den politischen Alltag: Beide Seiten halten ihre subjektive Befindlichkeit als verfolgte Minderheit für den Beweis ihrer moralischen
Plattform Europas Gemeinsinn
Unter dem Eindruck, dass das Solidaritätsgefühl in der EU zu schwach ist, um die vielen anstehenden Herausforderungen zu meistern, hat sich ein Autorenkollektiv zusammengetan, um mit einem neuen Blick auf kulturellen Werte den Gemeinsinn Europas zu festigen. Es sind das neben Michael Breisky als Koordinator dieses Teams seine österreichischen Botschafter-Kollegen im Ruhestand Heinrich Birnleitner, Walter Hagg, Peter Moser und Christian Prosl sowie Heinrich Pichler, Professor emer. der Karl-Franzens-Universität Graz für europäische Reechtsentwicklung. Wie auch die anderen Beiträge auf dieser Home-page stehen die nachstehend publizierten Beiträgen unter dem Copyright nach Creative Commons vorbehal – Name muss genannt werden – keine kommerzielle Nutzung
Was ist Europa, was will Europa?
( veröffentlicht in „Die Presse“, Wien, vom 5. 11.2021, geringfügig gekürzt) Gastkommentar: Um das Selbstbewusstsein und die Selbstrelativierung steht es im Jahr 2021 so schlecht wie nie zuvor Ja, die EU hat recht, auf der Unabhängigkeit der polnischen Justiz zu bestehen. Der Konflikt mag der falsche Anlass dafür sein, aber ein Diskurs zu Europas Zukunft ist überfällig. Denn ist Europa wirklich nur Spitzenkonsum plus Sozialversicherung? Kulturelle Identität und daraus abgeleitete politische Finalität sind zentrale Fragen, um die sich die EU bisher gedrückt hat. Das hat in taktischen Fragen Kompromisse erleichtert und geholfen, nationale Egoismen zu verschleiern. Unter die Räder
Was ist Europa, was will Europa?
( veröffentlicht in „Die Presse“, Wien, vom 5. 11.2021, geringfügig gekürzt) Gastkommentar: Um das Selbstbewusstsein und die Selbstrelativierung steht es im Jahr 2021 so schlecht wie nie zuvor Ja, die EU hat recht, auf der Unabhängigkeit der polnischen Justiz zu bestehen. Der Konflikt mag der falsche Anlass dafür sein, aber ein Diskurs zu Europas Zukunft ist überfällig. Denn ist Europa wirklich nur Spitzenkonsum plus Sozialversicherung? Kulturelle Identität und daraus abgeleitete politische Finalität sind zentrale Fragen, um die sich die EU bisher gedrückt hat. Das hat in taktischen Fragen Kompromisse erleichtert und geholfen, nationale Egoismen zu verschleiern. Unter die Räder