2017: Wie Regionen sich mehr Gehör verschaffen könnten

Es ist höchste Zeit, dass den Regionen in Europa mehr Selbstbestimmung eingeräumt wird – zum Wohle der Bürger! Artikel in „Die Presse“, Print-Ausgabe, Wien, 16.11.2017   Wenn das Beispiel Katalonien Schule macht, werden andere folgen – und die EU in eine tiefe, tatsächlich existenzbedrohende Krise stürzen, meint Joschka Fischer in einem europaweit syndizierten Kommentar „Europa versus Regionalismus“ (u.a. auch im „Standard“ vom 4. 11.). Formal gesehen hat Fischer völlig recht: Die für operative Entscheidungen maßgeblichen Ratsformationen sind heute mit 28 Mitgliedern schon am Rande der Funktionsfähigkeit. Ein paar Mitgliedstaaten mehr – und der Kollaps ist da. Anders jedoch, wenn man inhaltlich

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2017: Vision für weniger Effizienz, aber mehr Resilienz

Vision für weniger Effizienz, aber mehr Residenz Artikel im Rotary Magazin, Hamburg, August 2017: Brexit, Trumps Wahlsieg und der populistische Zulauf deuten auf ein wachsendes Anti-Establishment-Gefühl, verbunden mit Abstiegs- und Überfrendungsängsten – alles Zeichen eines tiefen Umbruchs. Hatte Kurt Tucholsky recht, als er meinte: „das Volk denkt oft falsch, fühlt aber immer richtig“? Zumindest der zweite Teil dieses Satzes stimmt; denn mit Effizienz und Resilienz gibt es ein Begriffs-Paar, das aus dem Gleichgewicht gefallen ist und die Entstehung dieses Gefühls gut erklären kann: Effizienz – also das Streben nach einem „immer besseren“ Verhältnis zwischen Input und Output – verbindet Materialismus mit

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2014 Gastkommentar: Sparen bei den Botschafts-Residenzen?

Sparen bei den Residenzen? Gastkommentar von Michael Breisky in Die Presse, Wien, 6.5.2014 Die Budgetnot zieht den Blick des Außenministers auf die Botschaftersitze im Ausland. Wie groß ist dort das Sparpotenzial? Peter Ustinov sah Botschafter als Oberkellner, die bei Tisch dabeisitzen dürfen. Ein gutes Bonmot, doch verschweigt es, dass auch die Frau des Botschafters bei Tisch sitzt, und zwar direkt neben Ministern und sonstigen Potentaten – eine Gesprächsmöglichkeit, für die nicht nur Lobbyisten sehr viel Bares zahlen würden. Damit ist schon das wichtigste zur Kontaktpflege des Diplomaten gesagt: Er muss versuchen, sich in den Eliten des Gaststaates rasch zu integrieren.

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2014 Gastkommentar: Von Südtirol in das blutende Syrien

Von Südtirol in das blutende Syrien Die Option auf radikale Selbstbestimmung als Friedenschance für ein vom Bürgerkrieg schwer heimgesuchtes Land. Gastkommentar von Michael Breisky in Die Presse, Wien, 27.2.2014 Die allgemeine Ratlosigkeit zu Syrien bringt mich auf ein Thema, zu dem ich in den 1990er-Jahren mit Blick auf Nordirland und Bosnien einiges publiziert habe: die Option auf Selbstbestimmung als Friedenschance. Mein Ausgangspunkt war ein Gedankenexperiment, das ich zur Selbstbestimmungsdebatte in Südtirol entwickelt hatte. Von der Prozedur her waren die nationalen, kantonalen und dörflichen Volksabstimmungen beispielgebend, die in den 1970er-Jahren zur Entstehung des Schweizer Kantons Jura geführt haben. Mein Szenario sah

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2011 Artikel: Leopold Kohr und die Grenzen der Komplexität

MANAGERismus – Denkzettel Nr. 16 https://www.managerismus.com/themen/groesse-und-komplexitaet/denkzettel-nr-16 Hier die etwas überarbeitete Version eines Essays, das zuvor unter dem Titel „Klein ist wundervoll“ in der Februar-Ausgabe 2011 des ROTARY-Magazins erschienen ist.   Wer Finanzkrisen, Wutbürger und Fukushima als Symptom einer tiefen Systemkrise deutet und nicht an ein „Too Big To Fail“ glauben kann, der wird sich gerne an Leopold Kohr erinnern. Tatsächlich hat der 1909 im Salzburgischen geborene Philosoph und Wirtschaftsprofessor, der 1983 für die Begründung der Small is beautiful-Bewegung den Alternativen Nobelpreis erhielt, ein Weltbild entwickelt, das auch im 21. Jahrhundert volle Geltung beanspruchen kann. Drei Grundwahrheiten Stets glasklar und mit

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2011: Mit regionalen Parallelwährungen aus der Eurokrise

Gastkommentar von Michael Breisky in Die Presse, Wien, 17.9.2011:   Für die armen Länder an Europas südlicher Peripherie böten moderne Versionen des bargeldlosen Warenaustauschs eine Lösung. Die Finanzmärkte können offenbar nicht glauben, dass die Serie von Rettungspaketen der EU den Euro stabilisieren kann – zu hoch sind die Schulden der armen Länder an Europas Peripherie, zu hoch ist der Rückstand ihrer Volkswirtschaften im Vergleich zum dynamischen Zentrum um Deutschland. Zwar dämmert es Europa nun, dass die arme Peripherie ohne solides Wirtschaftswachstum ihre Schulden nicht bedienen wird. Es kann aber gar nicht genug Finanzhilfen geben, um das benötigte Wachstum auszulösen; und

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